Von Mareike Greiler, MSc., Logopädin und Julia Hoffman, MS, CCC-SLP
In der heutigen Zeit beherrschen Sprachausgabegeräte (Talker) das Feld der Unterstützen Kommunikation. Die Fortschritte in diesem Bereich sind erstaunlich! Vorbei sind die Tage der klobigen Sprachcomputer, deren Akkulaufzeit kaum eine vernünftige Unterhaltung durchhielt. Komplexe Kommunikations-Apps bieten Zugriff auf einen riesigen Wortschatz mit individueller Sprachausgabe.
Bei der Wahl eines Kommunikationsmittels für Lernende, die bisher nur bedingt oder gar nicht Sprache entwickelt haben, sind die potenziellen Möglichkeiten dieser Geräte sehr verführerisch. Aber ist Ihr Lernender mit Autismus wirklich bereit für ein Sprachausgabegerät?
Kommunikationsfertigkeiten bei Lernenden im Autistischen Spektrum
Der Erwerb von Kommunikationsfertigkeiten bei Lernenden im Autistischen Spektrum weist einige Besonderheiten auf, die bei der Wahl einer UK-Methode beachtet werden sollten. Eine der gängigsten Lehrmethoden zum Erwerb eines Talkers in der UK ist ‚Modelling‘. Hier geht es darum, einem Lernenden den Gebrauch des Talkers vorzumachen, was wiederum mit der Zeit zum Imitieren der gemodelten Kommunikation führen soll.
Es ist also hilfreich, wenn unsere Lernenden mit Autismus bereits Imitationsfertigkeiten gezeigt haben, wenn wir diese Form der Unterstützten Kommunikation in Erwägung ziehen. Eine Auffälligkeit bei Menschen im Autistischen Spektrum ist jedoch, dass Imitation, insbesondere soziale Imitation, häufig gestört ist. So kann der Erwerb einer UK-Methode durch Modelling hier weiter verzögert werden.
Aber nicht nur das – Forschung belegt, dass Lernende im Autistischen Spektrum häufig Schwierigkeiten haben, soziale Austausche (Kommunikation) zu initiieren. Das unabhängige Kommunizieren, welches so wichtig ist, um z.B. auch herausfordernde Verhaltensweisen zu reduzieren, muss also explizit erarbeitet werden.
Diese Besonderheiten im Kommunikationserwerb von Lernenden im Autistischen Spektrum werden im Protokoll des Picture Exchange Communication System (PECS®) aufgegriffen und bereits in Phase I aktiv erlernt.
Einige Menschen werden PECS als ihr lebenslanges Kommunikationssystem beibehalten, aber andere erwerben ein so umfangreiches Vokabular und eine so komplexe Sprache, dass es sinnvoll ist, den Übergang zu einem Sprachausgabegerät (Talker) zu prüfen.
Grundlegende Kommunikationsfähigkeiten
Bestimmte grundlegende Kommunikationsfähigkeiten sollten vorhanden sein, bevor wir von unseren Lernenden erwarten, dass sie mit einem Talker kommunizieren. Der Versuch, diese Fähigkeiten zu vermitteln und gleichzeitig die Navigation des Geräts zu lehren, ist für einige Lernende zu anspruchsvoll und kann dazu führen, dass sie das Gerät aufgeben und möglicherweise Kommunikationsfähigkeiten verlieren.
Es ist wichtig jeden UK-Benutzer zu beurteilen, um sicherzustellen, dass er über die folgenden Fähigkeiten verfügt, bevor wir einen Talker einführen:
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Weiß der Lernende, wie er kommunizieren kann?
– Kann er völlig selbstständig Kommunikation initiieren? (Ohne Hilfe von jemandem, ohne gefragt zu werden: „Was möchtest du?“)
– Kann er jemanden finden, der etwas hat, das er haben möchte, und sich dieser Person OHNE Hilfe nähern? (Ohne gefragt zu werden: „Was möchtest du?“ oder Gesten zu verwenden, um den Lernenden dazu zu bringen, zu ihm zu kommen.) Kann er dies in verschiedenen Umgebungen/Situationen tun?
– Kann er die Aufmerksamkeit seines Kommunikationspartners erregen, wenn die Person nicht zu ihm gewandt ist?
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Weiß der UK-Nutzer, was er kommunizieren soll?
– Kann er aus einer Reihe von mindestens 20 Bildern pro Seite unterscheiden?
– Kann er zwischen mindestens 3 Seiten mit Bildern navigieren?
– Kann er einen Satz aus 2–3 Bildern bilden und ihn mit seinem Kommunikationspartner austauschen?
– Verfügt er über einen stetig wachsenden Wortschatz?
Das Einführen eines UK-Mittels ist immer aufwendig und zeitintensiv. Es gleicht dem Erlernen einer Fremdsprache. Umso wichtiger ist es, unsere UK-Nutzer so früh wie möglich selbständig zu machen, damit wir uns darauf konzentrieren können, Lektionen zu schaffen, die die ganze Bandbreite eines Talkers für unsere Lernenden nutzbar machen.
Unter den folgenden Links findet ihr weitere hilfreiche Informationen:
- „PECS zu Talker: Leitfaden und Empfehlungen für einen erfolgreichen Übergang“
- Pyramid bietet auch einen beliebten eintägigen Workshop „Übergang von PECS zu Talker“ an